Am 14. August 1909 gründete eine Gruppe junger Männer in der Bahnhofsgaststätte Schweiger den Trachtenverein
"Dö Grüabinga" Ismaning
Gründungslokal Gasthof Schweiger (1910)
Wochenlang hatten sie das Schuhplatteln geübt, das einige schon in ihrer Oberlandler Heimat erlernt hatten. Der Verein machte sich zur Aufgabe, die guten Sitten und Bräuche ihrer Vorfahren zu erhalten sowie das Volkslied und den Volkstanz, in erster Linie aber den Schuhplattler und das Theaterspielen zu pflegen.
Noch im Jahr 1909 wurde unser Verein im Gauverband 1 aufgenommen.
Den ersten Erfolg konnte der junge Verein bereits nach neun Monaten seines Bestehens verbuchen. Mit der Weihe einer Standarte am 24. April 1910 war nach kurzer Zeit ein Höhepunkt erreicht.
Der unermüdliche Eifer der Gründungsmitglieder am weiteren Aufbau des Vereins wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs jäh unterbrochen. Drei Mitglieder mussten bei diesem Völkersterben ihr junges Leben lassen. Dies waren:
Hans Prohaska
Peter Soller
Hans Kottmüller
Am 03.Januar 1919 wurde die erste Versammlung nach dem Krieg einberufen, um das Vereinsleben wieder in Gang zu bringen. Bereits im Februar beschloss man, vom Gauverband 1 zum Landesverband Bayer. Volks- und Gebirgstrachtenvereine überzuwechseln.
Bei der Standartenweihe unseres Brudervereins "Edelweiß" -Unterföhring am 09. Mai 1920 übernahm unser Verein die Patenschaft.
Die Theaterspieler des Vereins einigten sich 1921, einen eigenen Theaterverein zu gründen, zum einen, um auch Nicht-Trachtlern das Theaterspielen zu ermöglichen, zum anderen, um sich dem Einfluss nichtspielender Mitglieder zu entziehen. Dies war die Geburtsstunde des Bauerntheaters Ismaning, das am 11. September 1921 gegründet wurde. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Vereinen ist bis heute sehr harmonisch und man fühlt sich immer noch sehr eng verbunden, waren doch fast alle Gründungsmitglieder des Bauerntheaters Trachtler und unser 1. Vorplattler Sepp Deller sogar der Gründungsvorstand dieser Gruppe.
Brautpaar in Original Ismaninger Tracht
Bei einer außerordentlichen Generalversammlung am 12. Mai 1923 beschloss man den Verkauf des Theaterinventars und die Anschaffung einer Fahne.
Nachdem Richtlinien für Vereinsnamen herausgegeben wurden, entschied die Versammlung im Juni 1923 den Namen "Dö Grüabinga" und die Bezeichnung G.T.E.V. abzulegen und sich nur noch
"Trachtenverein Ismaning"
zu nennen.
In einer Ausschuss-Sitzung im Oktober 1923 legte man den Quartalsbeitrag auf 15 Millionen Mark fest.
Trotz dieser schwierigen Inflationszeit rüstete man sich zum 15jährigen Gründungsfest mit Fahnenweihe, zu dessen Anlass einige Mitglieder sogar die alte Ismaninger Volkstracht tragen konnten, die noch vereinzelt vorhanden war.
Am 13. Juli war es dann soweit. Die von der Fahnenstickerei Auer in München hergestellte Fahne wurde zur Weihe getragen und ein herrlicher Festzug bewegte sich durch Ismaning. Die Patenschaft übernahm der Trachtenverein "Stoahaus`n Kurz" aus München.
Das hervorragende Gesangsquartett sowie das Duo Marie und Jackl Rottmaier waren gern gesehene Gäste bei vielen Veranstaltungen.
Verein 1929
Am 14. Juli 1929 feierte der Verein sein 20jähriges Gründungsfest und zugleich das 4. Kreisfest des Landesverbandes Bayerischer Volks- und Gebirgstrachtenvereine, dem der Verein damals angeschlossen war.
Fünf Jahre später, am 22. Juli 1934 wurde das 25jährige Bestehen des Vereins gefeiert.
Unter dem Druck des Dritten Reiches schränkte sich das bis dahin sehr rege Vereinsleben stark ein. Trotzdem feierte man im kleinen Rahmen das 30jährige Gründungsfest noch vor Kriegsbeginn 1939. Schon drei Monate nach dem Fest musste der Verein am 16. September 1939 seinen amtierenden Vorstand Sepp Gutjahr, der überraschend verstorben war, die letzte Ehre erweisen.
Mit dem Jahr 1939 ging auch das Vereinsleben allmählich zu Ende, denn fast alle aktiven Buam waren zur Wehrmacht eingezogen worden.
Trotz der schlechten Nachkriegszeit reichte der Verein Anfang 1946 ein Gesuch an die Militärregierung in München ein, in welchem er um die Lizenz zur Weiterführung des Vereins bat. Im Mai 1946 erhielt man die Genehmigung und so berief der damalige Vorstand, unser unvergessener Jackl Rottmaier, am 18. Mai die erste Versammlung nach dem Krieg ein. Die Zahl der aktiven Buam war erschreckend zusammengeschmolzen. Sieben treue Kameraden waren im Felde geblieben.
Man gedachte den nicht mehr heimgekehrten:
Hans Deller, Gottfried Maier
Michael Hausner, Max Stadler
Eduard Frischhut, Sepp Paulus
Alfons Ehrl
Als vermisst galten:
Franz Mösl, Paul Jell
Jakob Rottmaier jun.
1947 schloss sich der Verein dem Isargau bayerischer Heimat- und Volkstrachtenvereine an. Unser erstes Fest nach dem Krieg war das 40jährige Gründungsfest am 31. Juli 1949. Mit großem Einsatz wurde dieses Fest vorbereitet. Alle Ortseingänge schmückten schöne Triumphbögen, einen besonders festlich gestalteten errichtete die Familie Pichlmeier an der Ecke Münchner-Bahnhofstrasse.
Am 20. August 1952 mussten wir überraschend unseren Ehrenvorstand und Gründungsmitglied Jackl Rottmaier zu Grabe tragen.
Unstimmigkeiten unter Teilen der Vorstandschaft und den Mitgliedern führte 1958 zum Austritt von sieben Mitgliedern, die dann einen zweiten Trachtenverein gründeten. Dieser Vorfall verband unsere Leute noch mehr und spornte sie an, den Verein nach Kräften zu unterstützen.
Mit diesem Eifer wurde das 50jährige Gründungsfest vorbereitet, das am 19. Juli 1959 mit großem Erfolg stattfand. Drei Gründungsmitglieder konnten dieses Fest noch mitfeiern, dann mussten wir auch die letzten nach und nach zur ewigen Ruhe begleiten.
1968 regten die Mitglieder an, dem Verein einen neuen Namen zu geben, um sich vom zweiten Ismaninger Verein deutlich zu unterscheiden. Nach verschiedenen Vorschlägen einigte man sich auf die zusätzliche Bezeichnung "Stamm", womit ausgedrückt werden soll, dass wir der ältere und somit der Stammverein der Ismaninger Vereine sind.
Im gleichen Jahr wurde dem Verein die Durchführung des 50. Isargaufestes in Verbindung mit unserem 60. Gründungsfest übertragen. Am 28. und 29. Juni 1969 führten wir dieses Fest durch. Es war das größte Trachtenfest, das Ismaning je erlebt hatte.
69 Trachtenvereine mit ca. 3500 Teilnehmern, 12 Ortsvereine, eine Festkutsche und 10 Musikkapellen gestalteten einen farbenfrohen Festzug durch unseren Ort. Das größte Festzelt stand an der Stelle des heutigen Hallenbades.
Schon Anfang der siebziger Jahre zeigten sich Verschleißerscheinungen an unserer Fahne, was bedeutete, dass wir uns zu unserem 70jährigen Gründungsfest eine neue Fahne anfertigen lassen mussten. Ende 1977 wurde mit den Vorbereitungen begonnen und Mitte 1978 der Firma Schmid in Bad Reichenhall der Auftrag zur Anfertigung unserer neuen Fahne erteilt. Unser Patenverein "Stoahaus`n Kurz" München hatte sich erfreulicher Weise bereit erklärt, nach 55 Jahren auch diesmal die Patenschaft zu übernehmen.
Am 09. und 10. Juni 1979 feierten wir das 70jährige Bestehen unseres Vereins mit der Weihe der zweiten Fahne. Bei herrlichem Wetter gestalteten 46 Trachten- und 14 Ortsvereine mit sieben Musikkapellen den Festzug.
Die Entstehungsgeschichte des Bauerntheaters und das Wirken einiger Mitglieder in beiden Vereinen veranlasste uns, bei der Weihe der neuen Schäfflerfahne anlässlich des 60. Gründungsfestes des Bauerntheaters am 18. und 19. Juli 1981 die Patenschaft zu übernehmen.
1982 ließen wir unsere 1924 geweihte Fahne bei der Fahnenstickerei Schmid in Bad Reichenhall erneuern.
Besonders stolz sind wir, dass unser Gründungslokal, die "Rest", auch nach 75 Jahren noch unser Vereinslokal ist und hoffentlich immer bleiben wird.
Nach jahrelangen Bemühungen, die bodenständige Tracht nach alten Bildern und Vorlagen wieder zu beschaffen, ist uns dies nun zu unserem 75. Geburtstag am 20. Mai 1984 gelungen.
75. Gründungsjubiläum (1984)
Drei Männer und zwei Frauen unseres Vereins stellten beim Heimatabend und am Festsonntag die Ismaninger Volkstracht vor, die mit viel Interesse und Beifall angenommen wurde. Besonderer Dank gilt unserem leider bereits verstorbenen Ehrenmitglied Georg Prasch sen., der sich für die Beschaffung unserer ursprünglichen Tracht unermüdlich einsetzte.
Das 80jährige Gründungsjubiläum feierten wir im Rahmen eines Heimatabends am 22. Juli 1989 im Festzelt am Sportplatz an der Lindenstraße.
Bei Gründung des Vereins hatte man sich auf die Miesbacher Tracht geeinigt, da viele Mitglieder aus dem Oberland stammten und daher schon ihre Trachten mitgebracht hatten. In den letzten 30 Jahren haben sich ein Grossteil der verheirateten Frauen einen Schalk schneidern lassen, so dass wir bei Festlichkeiten sowohl mit Festtracht, als auch mit Schalk und seit dem 20. Mai 1984 sogar noch mit unserer Volkstrachtengruppe ausrücken können.
Seit 1984 veranstalten wir jedes Jahr einen Frühjahrs- und Herbstvolkstanz im Bürgersaal, der aufgrund der großen Tanzfläche eine gern besuchte Veranstaltung im Münchner Norden ist.
Bei der Planung der Osterfeldhalle Anfang der 90er-Jahre durch die Gemeinde Ismaning ergab sich die Möglichkeit für unseren Verein, einen eigenen Vereinsraum mit einer kleinen Küche einzuplanen. So können wir jetzt unsere Versammlungen, Proben und kleineren Feiern, bei einer Sitzfläche für 50 Personen und einer Tanzfläche, in den eigenen Räumlichkeiten abhalten.
Das schöne Vereinsheim wurde nach unseren Wünschen mit schwingendem Boden und Holzdecke von der Gemeinde erbaut. Die gesamte Innenausstattung, Küche mit Geschirr und Besteck, Tische, Bänke und Stühle wurden aus der Vereinskasse finanziert.
Bis zum Umzug in die eigenen Räumlichkeiten 1994 war unser Gründungslokal, die Bahnhofsgaststätte Soller, unsere Heimat.
Unsere Beehrungsabende und größeren Feierlichkeiten sowie die Einkehr nach der Fronleichnamsprozession und dem Volkstrauertag verbringen wir aber immer noch gerne in unserer alten Heimat, der „Rest“.
Verein 1999
Im Jahr 2007 mussten wir unsere 2. Fahne nach 30 Jahren im Einsatz renovieren lassen, damit wir zu unserem 100. Geburtstag 2009 wieder mit einer (fast) neuen Fahne in Erscheinung treten konnten.
100 jähriges Vereinsjubiläum mit Gaufest in Ismaning (2009)
110 jähriges Vereinsjubiläum mit Gaufest in Ismaning (2019)
2023 - Gemeinsamer Auftritt mit de Roaga Buam im Biergarten anlässlich des Besuchs der Neuseeländischen Delegation die wegen den Special Olympic Worldgames zu Gast waren